Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1.1 Problemstellung
1.2 Methode
und Darstellung der Untersuchung
2.0 Vorbemerkung
2.1 Griechische
Begriffe, die etymologisch und ideengeschichtlich der gesamten
Bedeutungsentwicklung
des Informationsbegriffs zugrundeliegen
2.1.1 Typos
1)
Das Geprägte
2)
Das Prägende
3)
Der Umriß
2.1.2 Morphe
1)
Äußere Gestalt
2)
Prinzip des Seienden
2.1.3 Eidos/Idea
1)
Platons Ideenfrage
2)
Zum aristotelischen Eidos-Begriff
2.2 Griechische
Begriffe, die im Lateinischen mit informatio/informo übersetzt
wurden
Exkurs:
Zum griechischen Begriff der Botschaft
3.0 Vorbemerkung
3.1 Allgemeine
Darstellung der Bedeutungsentwciklung des lateinischen
Informationsbegriffs
3.1.1 Artifizieller
und organologischer Verwendungsbereich
3.1.2 Philosophischer
Verwendungsbereich
3.1.3 Pädagogischer
Verwendungsbereich
3.2 Exemplarische
Auslegung
3.2.1 Ciceros
Informationsbegriff und das Erbe des griechischen Ursprungs
1)
Philosophischer Verwendungsbereich
2)
Pädagogischer Verwendungsbereich
3)
Zusammenfassung
3.2.2 Der
Informationsbegriff im christlich-platonischen Denken Augustinus
1)
Wahrnehmungs- und Vorstellungsprozeß als Informationsprozeß
2)
Göttlicher Erleuchtungsprozeß als Informationsprozeß
3)
Zusammenfassung
3.2.3 Das
Mittelalter: der Informationsbegriff im christlich-aristotelischen
Denken
des Thomas von Aquin
1)
Zur Darstellung der mittelalterlichen Bedeutungen des
Informationsbegriffs
bei C. Du Cange und A. Blaise
2) Allgemeine
Darstellung der Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs im
philosophischen
und pädagogischen Verwendungsbereich
a)
Guillaume de Champeaux
b)
Guillaume de Conches
c)
Averroes und Albert der Große
d)
Petrus Hispanus
e)
Johannes Duns Scotus
f)
Nikolaus von Kues
g)
Spätmittelalterliche Sprüche
h)
Zusammenfassung
3) Der
Informationsbegriff im christlich-aristotelischen Denken des Thomas von
Aquin
a)
Zum ontologischen Informationsbegriff
b)
Zum erkenntnistheoretischen und sprachphilosophischen
Informationsbegriff
c)
Zum pädagogischen Informationsbegriff
d)
Zusammenfassung
3.3 Schlussbemerkung
4.
Die neuzeitliche Bedeutungsentwicklung
4.0 Vorbemerkung
4.1
Allgemeine Darstellung der Bedeutungsentwicklung des
Informationsbegriffs
in den Nationalsprachen
4.1.1
Zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs im
Französischen
4.1.2
Zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs im
Englischen
4.1.3
Zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs im
Deutschen
4.2
Philosophischer Verwendungsbereich
4.2.1
Die ontologische und die erkenntnistheoretische Deutung des
Informationsbegriffs
bei R. Descartes
1)
Zum ontologischen Informationsbegriff
2)
Zum erkenntnistheoretischen Informationsbegriff
4.2.2
Erhaltung und Wandel der antik-mittelalterlichen Bedeutungen in den
philosophischen
und allgemeinen Enzyklopädien des 17., 18. und 19. Jahrhunderts
1)
Stephanus Chauvin
2)
Rudolf Goclenius
3)
Johannes Micraelius
4)
Andere Enzyklopädien
4.2.3
Th. Reid und der englische Empirismus: die
erkenntnistheoretisch-realistische
Deutung des Informationsbegriffs
4.2.4
Erkenntnis als Information bei W. Whewell
4.2.5
Zusammenfassung
4.3
Pädagogischer Verwendungsbereich
4.3.1
Die Erhaltung der antik-mittelalterlichen pädagogischen
Bedeutung
4.3.2
Mystische, organologische und pädagogische Deutungen des
Bildungsbegriffs
und ihr Zusammenhang mit dem Informationsbegriff
4.3.3
Der wissenschaftspragmatische Informationsbegriff H.
Spencers
4.3.4
Zusammenfassung
4.4
Juristischer Verwendungsbereich
4.4.1
Der juristische Informationsbegriff im Französischen
4.4.2
Der juristische Informationsbegriff im Englischen
4.4.3
Der juristische Informationsbegriff im Deutschen
4.4.4
Zusammenfassung
4.5
Schlussbemerkung
5.
Der Informationsbegriff in der Gegenwart
5.0 Vorbemerkung
5.1
Die Entfaltung des neuzeitlichen alltagssprachlichen
Informationsbegriffs
in der Gegenwart
5.1.1
Zur Auslegung des alltagssprachlichen Informationsbegriffs
5.1.2
Die Darstellung der alltagssprachlichen Bedeutungen im "Grand Larousse
Encyclopédique"
5.2
Entstehung und Entfaltung der wissenschaftlichen Bedeutungen
5.2.1
Der mathematisch-statistische Informationsbegriff und die Folgen
1)
R.V.L. Hartley
2)
C.E. Shannon und W. Weaver
3)
Die Folgen
5.2.2
Die semiotische Erörterung des Informationsbegriffs
1)
Ch.W. Morris
2)
Der semantische Informationsbegriff
3)
Zum objektiv-pragmatischen Informationsbegriff
5.2.3
Der informationswissenschaftliche Informationsbegriff
1)
Dokumentation, Informatik, Informationswissenschaft
2)
Definitionsansätze zum informationswissenschaftlichen
Informationsbegriff
5.3 Die
gegenwärtige philosophische Diskussion um den Informationsbegriff
5.3.1
Die Frage nach dem Informationsbegriff im dialektischen Materialismus
1)
G. Klaus und die Frage nach der "Natur der Information"
2)
A.D. Ursul: Information als widergespiegelte Vielfalt
3)
Zur systematischen Klassifikation der Informationsarten
4)
Zusammenfassung
5.3.2
Phänomenologische, wissenschaftstheoretische und hermeneutische
Fragestellungen
zum Informationsbegriff
1)
Ist Information ein Prinzip? (G. Günther, H. Titze, J. Peters, A.
Metzger, G. Schischkoff)
2)
Sprache als Information (C.F. von Weizsäcker, M. Heidegger, L.
Wittgenstein,
G. Böhme)
3)
Zusammenfassung
5.3.3
Zur philosophischen Begründung des informationswissenschaftlichen
Informationsbegriffs
1)
A.D. Ursul
2)
A. Diemer
3)
B.C. Brookes (K. Popper, J. Shera)
6.
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
6.1
Zur Darstellung der Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
6.2
Schlußfolgerungen zur etymologischen und ideengeschichtlichen
Begründung
des Informationsbegriffs
6.2.1
Methodologische Thesen
6.2.2
Thesen zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
6.2.3
Thesen zur etymologischen und ideengeschichtlichen Begründung des
Informationsbegriffs
6.2.4
Thesen zum informationswissenschaftlichen Informationsbegriff
Literaturverzeichnis
Personenregister
Sachregister
Register
der griechischen Begriffe)
6
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
"Die vorliegende
Arbeit versuchte, die Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
etymologisch
und ideengeschichtlich zu entfalten, um dadurch zu einer
genetisch-kritischen
Aufklärung über die dem Informationsbegriff wesentlich
zugrundeliegenden
Reflexionsmomente zu führen. Ausgangspunkt der Untersuchungen war
die methodologische Einsicht, daß die Frage nach dem
Informationsbegriff
als eine wort- und begriffsgeschichtliche Frage gestellt werden
muß,
wenn eine historistische Position, die von der geschichtlichen Herkunft
und Entwicklung der Begriffe absehen will bzw. diese als bloße
Faktenzusammenstellung
versteht, überwunden werden soll. Diese Aufgabe ist nicht nur
möglich,
sondern vielmehr notwendig, wenn der Ursprung, auf den der moderne
Informationsbegriff
gründet, aufgehellt werden soll. Es wäre ein
Mißverständnis,
diese Aufgabe als eine bloß historische Aufhellung zu verstehen.
Eine solche Einschätzung hätte den Sinn und die
Möglichkeiten
der von uns in der Einleitung gedeuteten etymologischen und
ideengeschichtlichen
Methode verkannt.
Die
Ermittlung des das Wort Information und seine begrifflichen Bedeutungen
morphologisch und ideengeschichtlich tragenden Ursprungs führte
zunächst
zur Thematisierung der Begriffe typos, morphé
und eidos/idea bei Platon und Aristoteles (2.). Dieser
griechische Ursprung
erwies sich als die Grundlage der Explikationen des
Informationsbegriffs
in der Antike und im Mittelalter (3.), sowie in der Neuzeit (4.) und in
der Gegenwart (5.).
Wir
fassen zunächst die Entfaltung der einzelnen Bedeutungen in den
verschiedenen
Verwendungsbereichen zusammen und geben eine tabellarische
Übersicht
der gesamten Bedeutungsentwicklung. Aus dieser etymologischen und
ideengeschichtlichen
Herausarbeitung ergeben sich wesentliche Schlußfolgerungen, die
zur
Konstitution eines allgemeinen Informationsbegriffs beitragen.
6.1
Zur Darstellung der Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
Während
die in der Einleitung zitierten Autoren lediglich einzelne
Bedeutungenbzw.
Verwendungsbereiche aus der Bedeutungsentwicklung des
Informationsbegriffs
hervorheben, bieten wir auf der Grundlage des eruierten Materials eine
neue und vollständigere Systematik an.
Aus
unseren Untersuchungen geht hervor, daß die Geschichte der
begrifflichen
Bedeutungen des Wortes Information auf sechs Verwendungsbereiche
hinweist:
1)
Artifizieller und organologischer Bereich
2)
Philosophischer (insbesondere ontologischer und
erkenntnistheoretischer)
Bereich
3)
Pädagogischer Bereich
4)
Alltagssprachlicher Bereich
5)
Juristischer Bereich
6)
Wissenschaftlicher Bereich
Die
Einheit der in diesen Verwendungsbereichen sich entfaltenden Momente
des
Informationsbegriffs läßt sich nur aus dem griechischen
Ursprung
bzw. aus den mit forma wiedergegebenen griechischen Begriffen typos,
morphé und eidos/idea begreifen.
1)
Artifizieller und organologischer Bereich
In
diesem Bereich kommt der Informationsbegriff im Sinne von Gestaltung
eines
Stoffes bzw. eines Organismus vor. Die artifiziellen und
organologischen
Bedeutungen enthaltendie Momente des Veränderns, Ordnens und
Bewältigens
sowie der anschaulichen Darstellung im Hinblick auf einen Zweck. Dabei
kommen der griechische Ursprung und insbesondere die aus dem
artifiziellen
Bereich stammenden Begriffe typos und morphé zur
Auswirkung.
Die organologischen Bedeutungen stehen im Zusammenhang mit dem von
Aristoteles
biologisch gedeuteten eidos-Begriff. Der
Verwendungshöhepunkt
der artifiziellen und organologischen Bedeutungen kann etwa auf die
Zeit
zwischen der Entstehung - die ersten Belege finden wir bereits bei
Vergilius
und Varro (1. Jh. v. Chr.) - und dem 6. Jahrhundert n. Chr. festgelegt
werden. Unter dem Einfluß der scholastischen Philosophie kommen
die
ontologischen Aspekte, die im übrigen bei Aristoteles schon
angelegt
waren, zum Zuge. Die ursprünglichen artifiziellen und
organologischen
Bedeutungen werden in beschränktem Maße von den
Nationalsprachen,
z.B. dem Französischen, übernommen. In der gegenwärtigen
wissenschaftlichen und philosophischen Diskussion finden sich solche
Einsätze
einmal bei Ursul (Information als widergespiegelte Viefalt), insofern
Widerspiegelung
und Vielfalt zunächst Attribute der Materie sind (vgl. 5.3.1).
Ferner
ist auf den gegewärtigen biologischen Informationsbegriff
hinzuweisen,
der etymologisch und ideengeschichtlich mit den organologischen
Bedeutungen
der Antike und des Mittelalters (Scholastik) sowie mit dem Begriff des nisus
formativus (Blumenbach, Kant, vgl. 4.2.2) in
Verbindung steht.
2)
Philosophischer Bereich
In
diesem Bereich kommt der Informationsbegriff sowohl im ontologischen
Sinne
von Formung des Stoffes, wobei Form und Stoff als Prinzipien des
Seienden
zu verstehen sind, als auch im erkenntnistheoretischen Sinne von
Formung
der Erkenntnis (genitivus subiectivus und obiectivus) vor. Die
ontologischen
und erkenntnistheoretischen Bedeutungen sind durch die Momente der
Veränderung,
der Wirkung und der Neuigkeit bzw. des anschaulichen Darstellens, des
Vorstellens
und Erfassens des Wesens einer Sache gekennzeichnet. Die
erkenntnistheoretischen
Bedeutungen beziehen sich also auf die Ermittlung und Vermittlung von
Wissen.
Diese Bedeutungen sind die ideengeschichtliche Grundlage aus der sich
die
pädagogischen, alltagssprachlichen und juristischen Verwendungen
der
Neuzeit entwickeln. Die philosophischen Bedeutungen des
Informationsbegriffs
kommen bereits bei Cicero (1. Jh. v. Chr.) vor. Einen besonderen
Höhepunkt
erreichen sie in der Scholastik. In der gegenwärtigen
wissenschaftlichen
und philosophischen Diskussion um den Informationsbegriff zeigen sich
die
ontologischen und die erkenntnistheoretischen Aspekte als zwei
wesentliche
Merkmale eines allgemeinen Informationsbegriffs.
3)
Pädagogischer Bereich
In
diesem Bereich, der mit dem philosophischen Bereich in engem
Zusammenhang
steht, kommt der Informationsbegriff im Sinne von Wissensmitteilung und
von sittlicher Bildung vor. Beide Bedeutungen sind seit dem klassischen
Latein (Cicero) bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts eng verbunden.
Der Informationsbegriff wurde im pädagogischen Sinne insbesondere
im Mittelalter und in der Neuzeit gebraucht. Seit der Mitte des 18.
Jahrhunderts
wurde der Bildungsbegriff, der bis dahin im mystischen und
organologischen
Zusammenhang stand, pädagogisch umgedeutet, während
Information
lediglich im Sinne von Wissen (-svermittlung) bzw. Mitteilung verwendet
wurde. Ein neuer pädagogischer Informationsbegriff kann mit
Rückbesinnung
auf die etymologische und ideengeschichtliche Grundlage gewonnen werden.
4)
Alltagssprachlicher Bereich
In
der Antike und im Mittelalter gehören die artifiziellen,
organologischen,
philosophischen und pädagogischen Bedeutungen des
Informationsbegriffs
zum allgemeinen Sprachgebrauch. In der Neuzeit und der Gegenwart wird
der
Informationsbegriff in diesem Bereich im Sinne von Wissensmitteilung
sowie
von Wissensermittlung gebraucht. Diese Bedeutungen weisen auf den
erkenntnistheoretischen
Bereich und somit auf den griechischen Ursprung hin. Die
verschiedenheit
und Vielseitigkeit der Momente des gegenwärtigen
alltagssprachlichen
Informationsbegriffs, z.B. Neuigkeit, praktische Nützlichkeit,
Mitteilungscharakter,
Objektivität, schriftlich fixiertes Wissen u.a.m. spiegelt die
gesamte
Bedeutungsentwicklung wider.
5)
Juristischer Bereich
In
diesem Bereich kommt der Informationsbegriff im Sinne von
Wissensermittlung
vor. Dabei ist zu beachten, daß neben dem erkenntnistheoretischen
auch der ontologiche Aspekt eine Rolle spielt, indem diese Ermittlungen
schriftlich fixiert werden. Damit findet eine Objektivierung des
Informationsbegriffs
statt. Der juristische Informationsbegriff entsteht im Mittelalter aus
den erkenntnistheoretischen und pädagogischen Bedeutungen. Ein
Höhepunkt
des Gebrauchs dieser Bedeutung läßt sich in der Neuzeit,
insbesondere
während des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, feststellen.
6)
Wissenschaftlicher Bereich
Im
allgemeinen wissenschaftlichen Bereich spielt der Informationsbegriff
erst
in der Gegenwart eine größere Rolle. Er tritt dabei in einer
Reihe von Bedeutungen auf, z.B. im Sinne von Wissen, Struktur,
Nachricht,
Bedeutung usw. Auch hier zeigen sich wieder die beiden
Grundsätze,
der ontologische und der erkenntnistheoretische, wie Ursuls Analyse der
wissenschaftlichen Informationsbegriffe deutlich macht (vgl. 5.3.1).
Eine
Integration beider Momente sucht man vergebens.
Die
folgende Tabelle (Taf. 15) zeigt die Bedeutungsentwicklung des
Informationsbegriffs
im jeweiligen Verwendungsbereich noch einmal als Übersicht. Dabei
wird der griechische Ursprung des Informationsbegriffs, ein
wesentliches
Ergebnis unserer Arbeit, besonders deutlich.
In
der Tabelle kennzeichnen durchgezogene Linien die
Verwendungshöhepunkte,
unterbrochene Linien den Ursprung bzw. die Erhaltung der Bedeutungen.
6.2
Schlußfolgerungen zur etymologischen und ideengeschichtlichen
Begründung
des Informationsbegriffs
Auf
Grund unseres methodologischen Verständnisses und der sich daraus
ergebenden Ausführungen ist es möglich, die Problematik einer
etymologischen und ideengeschichtlichen Begründung des
Informationsbegriffs
als eine genetisch-kritische Aufklärung über die dem
Informationsbegriff
wesentlich zugrundeliegenden Reflexionsmomente aufzuzeigen.
Das
wesentliche Ergebnis dieser Untersuchungen ist die Einsicht, daß
der Informationsbegriff durch die ursprüngliche Einheit des
ontologischen
und erkenntnistheoretischen Moments gekennzeichnet ist. Diese
ursprüngliche
Einheit besagt, daß der Informationsbegriff keinen dritten
Seinsbereich
neben Materie und Bewußtsein bezeichnet und daß er nicht
einseitig
zu dem einen oder dem anderen Seinsbereich gehörend
aufgefaßt
werden sollte. Der Informationsbegriff bezeichnet keine autarke, in
sich
abgeschlossene Wirklichkeit, sondern sein logischer Status ist
formal-abstrakter
Natur. Eine metaphysische Deutung des Informationsbegriffs stellt ein
Mißverständnis
der ursprünglichen Einheit des ontologischen und
erkenntnistheoretischen
Moments dar. Diese Einheit kommt in den von Platon und Aristoteles
gedeuteten
Begriffen typos, morphé und eidos/idea
bzw.
im griechischen Ursprung des Informationsbegriffs zum Ausdruck. Das
Begriffspaar
Form-Materie bzw. Stoff, das dem Informationsbegriff zugrundeliegt,
tritt
als Begriffspaar, d.h. als Unterscheidung zweier der einen Sache
gehörenden
Momente erst in der Reflexion ein. Form und Materie sind
Reflexionskategorien,
die die Funktion haben, die zwei wesentlichen bzw. konstitutiven
Momente
der Wirklichkeit auszudrücken, ohne auf einen bestimmten Gehalt
fixiert
zu sein. Form und Materie können also nicht absolut, sondern immer
nur relativ zum jeweiligen Wirklichkeitsbereich definiert werden.
Der
griechische Formbegriff drückt, wie aus unserer ersten
Untersuchung
(2.) hervorgeht, sowohl as ontologische Moment des Aussehens und des
Wesens
einer Sache als auch deren Wahrnehmung und Begriff aus. Die Sache ist
durch
ihre Form bestimmt, und die Bestimmung der Form in der Wahrnehmung, der
Vorstellung und im Denken stellt das, was die Sache als Vorbild zeigt,
als Ebenbild wieder her. Der Informationsbegriff bezeichnet, wir wir
insbesondere
in bezug auf die lateinische Herkunft gezeigt haben (3.), sowohl den
Mitteilungsprozeß,
wodurch etwas von der Möglichkeit in die Wirklichkeit
übergeführt
wird, als auch die Aktualisierung bzw. Hervorbringung der Formen in
bzw.
durch die Erkenntnis.
Der
Informationsbegriff darf dabei nicht einseitig, d.h. entweder als
objektiv
oder als subjektiv, aufgefaßt werden, sondern das Wesentliche ist
gerade, daß er die Einheit dieser zwei Reflexionsmomente,
nämlich
Form und Materie, ausdrückt. Diese Einheit, die eine "höhere"
bzw. logische Abstraktionsstufe gegenüber dem Dualismus der
Reflexionsbegriffe
besagt, kann in der folgenden zusammenfassenden Formel erblickt werden:
Information ist Bestimmung der Form (genitivus subiectivus
und obiectivus).
(Bestimmung
wird hier im Sinne von "Bestimmung als" verstanden und nicht von
Zuordnung
bzw. "Bestimmung zu").
Die
Reflexion nennt die Vielfalt, wodurch sich ein Gegenstand von einem
anderen
unterscheidet, die Form und den ontologischen Prozeß der
Vermittlung
von Form und Stoff bzw. die Bestimmung der Form (genitivus
subiectivus) Information. In der Sprache der
materialistischen
Dialektik faßt
Ursul dieses ontologische Moment folgendermaßen zusammen:
"Information
ist die Vielfalt, die ein Objekt in Bezug auf ein anderes Objekt (als
Ergebnis
ihrer Wechselwirkung) enthält. Eine solche Definition scheint der
Auffassung von der Information als der Vielfalt, die ein materielles
Objekt
selbst in sich enthält, zu widersprechen. Die Information kann
jedoch
auch als Vielfalt betrachtet werden, die sozusagen das Resultag der
Widerspiegelung
des Objekts in sich selbst ist, d.h. Selbstwiderspiegelung." (A.D.
Ursul:
Information, o.c. S. 214)
Die Wirkung
der Form auf die Materie ist, wie bereits im artifiziellen und
organologischen
Bereich zur Sprache kam, ein Prozeß der Veränderung,
Ordnung,
Bewältigung sowie der anschaulichen Gestaltung. Allgemein kann man
hier von Herstellungs- bzw. Produktionssprozeß, d.h. von
Erzeugung
und Hervorbringung sprechen. Wenn man diese ontologische Bestimmung von
der gesellschaftlichen Sphäre aus betrachtet, kann man sie mit der
Kategorie des Produktes, ja letztlich mit der ökonomischen
Kategorie
der Ware aufffassen.
Das
ontologische Moment ist die Grundlage für die Anwendung des
Informationsbegriffs
in allen Wirklichkeitsbereichen. Wenn man die Begriffe Form und Materie
und somit auch das ontologische Moment des Informationsbegriffs zu Ende
denkt, d.h. wenn man Form als reines Bestimmen und Materie als reine
Unbestimmtheit
(wobei man diese schon dadurch bestimmt hat!), begreift, gelangt man zu
einer Grenze, wo diese beiden Reflexionsbegriffe sich gegenseitig
aufheben.
Jenseits dieser Grenze zu denken, heißt, wie Thomas von Aquin
gezeigt
hat, nicht mehr von Information (informatio), sondern von
Schöpfung
(creatio) zu reden.
Der genitivus obiectivus in der Formel "Bestimmung
der Form"
besagt,
daß das jeweils Gebildete, Geprägte, Hergestellt,
Informierte
von der Wahrnehmung sowie von der Vorstellung und vom Denken
aufgefaßt
und bestimmt wird. Das begriffliche Aussprechen bzw. die Bestimmung der
Form einer Sache ist zugleich die Erfassung des Wesens einer Sache. Die
Objektivität der Erkenntnis gründet im ontologischen Moment
des
Informationsbegriffs. Das erkenntnistheoretische Moment stellt den
Zusammenhang
zwischen einem konkreten erkennenden Subjekt und einem (potentiell
erkennbaren)
Objekt dar. Etwas begreifen heißt: die Form von etwas bestimmen
bzw.
diese Form herstellen, etwas in seiner Grenze beschreiben bzw. etwas,
im
wörtlichen Sinne, definieren (definitio). Das
Unbegreifliche
ist das Undefinierbare, Unansachaubare. Das
erkenntnistheoretische
Moment des Informationsbegriffs drückt die Beziehung einer
endlichen
Erkenntnis zu ihrem Gegenstand aus. Jenseits dieses Unterschiedes zu
denken
bedeutet die Auflösung des Informationsbegriffs in dem Begriff der
absoluten Identität.
Das
objektiv Erkennbare ist für die Erkenntnis potentielle
Information.
Akt und Potenz sind, wie Form und Materie, Reflexionsbegriffe. In
diesem
erkenntnistheoretischen Sinne stellen sie den Zusammenhang zwischen der
objektivierbaren Welt und der Erkenntnis dar. Diese im Grunde
aristotelisch-scholastische
Auffassung des Informationsbegriffs wird von Ursul folgendermaßen
erläutert:
"Der
Erkenntnisprozeß stellt unter dem Aspekt der Information einen
Prozeß
der Übermittlung einer objektiv existierenden Vielfalt zum
erkennenden
Subjekt dar. Die in den Objekten enthaltene Information ist sozusagen
eine
Information "an sich", und im Ergebnis der Erkenntnis verwandelt sie
sich
in eine Information der Abbilder, in eine Information "für uns".
Aus
diesem Grunde verwendet man dafür häufig die Begriffe potentielle
Information und aktuelle Information. Das bedeutet, daß
in
der objektiven Welt einerseits und im Bewußtseins andererseits
verschiedene
Arten der Information existeiren. Die erste wird vermittels
Widerspiegelung
und Erkenntnis in die zweite verschlüsselt; ein Informationstyp
geht
in den anderen über." (A. D. Ursul: Information, op.cit. S. 187)
Der Begriff
der Widerspiegelung - man erinnere sich an den dialektischen
(insbesondre
Hegelschen) Begriff des Spekulativen - besagt die notwendige
Vermittlung
der Erfahrung, aus der die logische Einheit des Gesamtprozesses
hervorgeht.
Die Erfassung des Wesens einer Sache ist das begriffliche Aussprechen
derselben,
die Bestimmung ihrer Form (genitivus obiectivus), die
Information.
Dieses Aussprechen ist nicht das Werk eines isolierten
Bewußtseins,
sondern ist wesentlich Gespräch, Mitteilung,
Intersubjektivität,
Kommunikation. Der Prozeß der unmittelbaren Erfassung der
Seienden
bis hin zur eindeutigen Bestimmung der Formen der Seienden in der
Wissenschaft
und zur Reflexion dieser Bestimmung in der Philosophie ist somit ein
Informationsprozeß.
Die erzeugte bzw. hergestellte Form der Sache, die Information, hat
hier
auch, wie beim ontologischen Moment, einen Warencharakter. Die
ökonomische
Kategorie der Ware sowie die damit zusammenhängenden Kategorien
der
Produktion, Komsumtion, des Tausches usw. beziehen sich sowohl auf die
ontologische Verfügbarkeit bzw. auf die "Vorhandenheit" des
Hergestellten
als auch auf dessen "Zuhandenheit" (Heidegger) bzw. auf dessen
Nützlichkeit
im praktischen Verhalten.
Hierzu
muß hervorgehoben werden, daß die Mitte, in der sich die
Bestimmung
der Form vollzieht, die Sprache ist. Da die menschliche Sprache die
Strukturen
der Wirklichkeit wiedergibt, kann der Begriff der Sprache im weitesten
Sinne auch auf diese Strukturen selbst bezogen werden und somit das
ontologische
Moment des Informationsbegriffs auch als ein Sprachprozeß
erfaßt
werden. Sprache im engeren erkenntnistheoretischen Sinne ist die
menschliche
Sprache, wobei diese nicht nur auf Laute, Worte, Sätze usw.,
sondern
auch auf alle anderen menschlichen Ausdrucksmöglichkeiten (Bild,
Schrift,
Zeichen usw.) bezogen werden muß. Die sprachliche Bestimmung der
Form, die Information, ist dargelegtes, fixierbares und mitteilbares
Wissen.
Die
mathematisch-statistische und die semiotische Auslegung des
Informationsbegriffs
gründet in diesem erkenntnistheoretischen Moment der
Sprachlichkeit.
Ihre Unwahrheit besteht aber darin, daß sie dieses Moment
isoliert
bzw. daß sie den Informatiaonsbegriff einseitig bestimmt und das
ontologische Moment preisgibt. Der Informationsbegriff ist aber, wie
die
Formel "Information = Bestimmung der Form" (genitivus subiectivus
und obiectivus) ausdrückt, nicht
"entweder-oder", sondern
"sowohl-als-auch" subjektiv und objektiv, d.h. der
Informationsbegriff
bezeichnet die logische Einheit des ontologischen und des
erkenntnistheoretischen
Moments. Dieser logische Status des Informationsbegriffs
ermöglicht
es, daß er in Relation zu den einzelnen Wirklichketissphären
bestimmt werden kann, ohne daß er an einem bestimmten Gehalt
gebunden
bleibt.
Als
logische Kategorie darf aber der Informationsbegriff nicht wiederum
einseitig
bzw. isoliert betrachtet werden. Das Logische drückt die Einheit
der
Reflexionsbestimmungen aus. Diese logische Einheit ist nicht absolut
oder
"an sich", sondern sie ist vielmehr das Resultat der etymologischen und
ideengeschichtlichen Analyse, die die Grundlage für diese
genetisch-kritische
Begründung eines allgemeinen Informationsbegriffs liefert. Die
logische
Betrachtung löst die Vorstellung von Information im Sinne eines
bestimmten
Substrats, dem Eigenschaften zukommen, auf. Das besagt aber nicht,
daß
Information, frei von allen Substraten bzw. Inhalten, abstrakt
aufgefaßt
wird. Als Bestimmung der Form bezieht sich der Informationsbegriff auf
alle Substrate bzw. diese sind in ihm enthalten, aufgehoben. Die
logische
Dimension des Informationsbegriffs ist eine Dimension, die
stets
bezogen auf die ontologischen und erkenntnistheoretischen Momente
aufgefaßt
werdden muß. Die ursprüngliche logische Einheit dieser
Momente
ist die Bedingung für die Exaktheit und Eindeutigkeit im Denken.
Der
Bereich der menschlichen Sprache zeigt sich, vom Informationsbegriff im
Sinne von Bestimmung der Form (genitivus obiectivus) aus
gesehen,
als nicht vollkommen objektivierbar:
"Objektivierbare
Formen sind statisch, sie sind wiederholbar; dies steckt in den
Begriffen
der Wahrscheinlichkeit und der Informatiton. Denken in der Geschichte
übersteigt
diese Wiederholbarkeit." (C. F. von Weizsäcker: Materie, Energie,
Information, op.cit. S. 366)
Das hermeneutische
Verhältnis zwischen Sprache und Information gründet in diesem
Übersteigen der Geschichtlichkeit der Sprache, die nicht nur
negativ
als Grenze der Bestimmung der Form (genitivus obiectivus)
aufgefaßt
werden woll, sondern darüber hinaus als Bedingung der
Möglichkeit
für neue Bestimmungen bzw. Informationen. Auch unsere aus der
Etymologie
und der Ideengeschichte hervorgehende Definition des
Informationsbegriffs
entzieht sich nicht dieser Geschichtlichkeit. Indem sie aber durch eine
genetisch-kritische Reflexion an die Entwicklung des
alltagssprachlichen
sowie des wissenschaftlichen und philosophischen Wortgebrauchs
anknüpft
und gleichzeitig den Stand der Sachdiskussion miteinbezieht, entbehrt
sie
der Willkürlichkeit einer entweder am bestehenden Wortgebrauch
oder
an einer bestimmten Fachsprache anhaftenden Definition.
Schließlich
ist auf eine methodologische Schlußfolgerung zur Fundierung des
informationswissenschaftlichen
Informationsbegriffs einzugehen. Die Informationswissenschaft hat mit
(wissenschaftlichen)
Erkenntnis, sofern diese dokumentarisch fixiert sind, zu tun. Hier
findet
sich im Begriff des Dokuments das ontologische Moment des
Informationsbegriffs
im Sinne von Bestimmung der Form (genitivus subiectivus).
Information
ist von diesem Standpunkt aus das Ergebnis eines ontologischen
Veränderungs-,
Ordnungs- und Bewältigungsprozesses. Das In-Form-Gebrachte bzw.
Hergestellte
hat den Charakter einer Ware. Diese Substantialisierung des
Informationsbegriffs
ist aber, sofern man dabei stehenbleibt, eine einseitige Betrachtung.
Umgekehrt
findet man eine ebensolche Einseitigkeit des erkenntnistheoretischen
Moments.
Das hervorgebrachte bzw. angeeignete Wissen, die Bestimmung der Form (genitivus
obiectivus), darf nicht isoliert als "die" Information im
informationswissenschaftlichen
Sinne verstanden werden. Eine solche Isolierung, sei es in bezug auf
(ideele)
Bedeutungsgehalte oder auf die pragmatische Wirkung dieser Gehalte im
Sinne
von Reduktion von Ungewißheit, Veränderung des Wissens usw.,
ergibt erneut eine einseitige Betrachtung des Informationsbegriffs. Der
informationswissenschaftliche Informationsbegriff muß die Einheit
dieser beiden Momente, d.h. Information einerseits als das
dokumentarisch
fixierte Wissen, andererseits als Prozeß und Ergebnis der
Aneignung
des Wissens, sofern dieses von einem Benutzer aktualisierbar
(potentielle
Information) bzw. bereits aktualisiert ist (aktuelle Information),
bezeichnen.
Zum informationswissenschaftlichen Informationsbegriff gehört also
sowohl der Prozeß der dokumentarischen Fixierung bzw. der
Herstellung
von potentieller Information als auch der Prozeß ihrer
Vermittlung,
Verfügbarmachung bzw. Aneignung. Nicht das Dokument "an sich" bzw.
das Wissen "an sich" heißt Information im
informationswissenschaftlichen
Sinne, sondern Information ist das dokumentarisch vorhandene Wissen,
sofern
dieses dem Benutzer zugänglich bzw. nützlich gemacht
wird.
Information ist kommunizierbares Wissen.
Zum
Abschluß sind noch einmal die wichtigsten in den vorhergehenden
Untersuchungen
herausgearbeiteten Einsichten und erzielten Ergebnisse zur
etymologischen
und ideengeschichtlichen Begründung des Informationsbegriffs
thesenartig
zusammegefaßt.
Wir
gliedern diese Thesen wie folgt:
Methodologische
Thesen
Thesen
zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
Thesen
zur etymologischen und ideengeschichltichen Begründung des
Informationsbegriffs
Thesen
zum informationswissenschaftlichen Informationsbegriff.
6.2.1
Methodologische Thesen
1.
Die Frage nach dem Informationsbegriff stellt sich in der
gegenwärtigen
Diskussion auf Grund der Mißverständnisse, die seit der
Annektion
dieses Begriffs durch die Nachrichtentechnik entstanden, sowie auf
Grund
der unüberschaubaren Anzahl von einzelwissenschaftlichen
Definitionen
als eine grundsätzliche bzw. philosophische Frage dar. (Vgl. 1.1)
2.
Die bisherigen etymologischen und ideengeschichtlichen Beiträge
zur
Begründung des Informationsbegriffs weisen auf die Notwendigkeit
hin,
den Informationsbegriff von der Geschichte seiner Bedeutungsentwicklung
aus zu durchdenken, stellen aber diese Geschichte lediglich
stichwortartig
dar und ziehen daraus kaum Schlußfolgerungen zur Begründung
des Informationsbegriffs. (Vgl .1.1)
3.
Die Frage nach dem Informationsbegriff als eine wort- und
begriffsgeschichtliche
Frage soll, auf Grund der Aufhellung des etymologischen und
ideengeschichtlichen
tragenden Ursprungs, die Bedeutungs- und Bezeichnungsveränderungen
darstellen und über sie Rechenschaft geben. (Vgl. 1.2)
4.
Die etymologische und ideengeschichtliche Erörterung der
Bedeutungsentwicklung
des Informationsbegriffs soll eine genetisch-kritische Aufklärung
über die dem Informationsbegriff wesentlich zugrundeliegenden
Reflexionsmomente
sein und dadurch zur Begründung eines allgemeinen
Informationsbegriffs
beitragen. (Vgl. 1.2)
6.2.2
Thesen zur Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs
5.
Die mit forma wiedergegebenen und von Platon und Aristoteles
ontologisch
und erkenntnistheoretisch gedeuteten Begriffe typos, morphé
und eidos/idea erweisen sich als der etymologische und
ideengeschichtliche
Ursprung der gesamten Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs.
(Vgl.
2)
6.
Die Bedeutungsentwicklung des lateinischen Informationsbegriffs
(informatio/informo)
im artifiziellen, organologischen, philosophischen (insbesondere
ontologischen
und erkenntnistheoretischen) und pädagogischen Bereich zeigt sich
als eine Aufschlüsselung der im griechischen Ursprung enthaltenen
Begriffsmomente. (Vgl. )
7.
Die Darstellung der neuzeitlichen Bedeutungsentwicklung des
Informationsbegriffs
zeigt die Übernahme des erkenntnistheoretischen Moments in die
Alltagssprache
sowie im den juristichen Bereich. Im philosophischen Bereich bleiben
die
ontologischen und erkenntnistheoretischen Deutungen erhalten bzw.
wandeln
sich in Zusammenhang mit dem jeweiligen philosophischen System. Im
pädagogischen
Bereich verliert der Informationsbegriff während des 18.
Jahrhunderts
die Bedeutung von sittlicher Bildung und erhält lediglich das
erkenntnistheoretische
Moment von Wissensmitteilung. (Vlg. 4)
8.
Das erkenntnistheoretische Moment entfaltet sich im gegenwärtigen
alltagssprachlichen Informationsbegriff. Die im
mathematisch-statistischen
Informationsbegriff ausgeklammerten semantischen und pragmatischen
Momente
werden bei der semiotischen Erörterung des Informationsbegriffs
wieder
aufgenommen. Vgl. 5)
6.2.3
Thesen zur etymologischen und ideengeschichtlichen Begründung des
Informationsbegriffs
9.
Die Bedeutungsentwicklung des Informationsbegriffs kann etymologisch
und
ideengeschichtlich als die Entfaltung des ontologischen und
erkenntnistheoretischen
Moments ausgelegt werden. (Vgl. 6.2)
10.
Der Informationsbegriff bezeichnet nicht einen dritten Seinsbereich
neben
Materie und Bewußtsein, sondern besitzt einen logischen Status,
der
sich in der usprünglichen Einheit des ontologischen und
erkenntnistheoretischen
Moments auf der Grundlage seines etymologischen und
ideengeschichtlichen
Ursprungs aufweist. (Vgl. 5.3 und 6.2)
11.
Die ursprüngliche Einheit des ontologischen und
erkenntnistheoretischen
Moments kann in der Formel "Information = Bestimmung der Form" (genitivus
subiectivus und obiectivus) zusammengefaßt werden.
(Vgl.
6.2)
12.
Die Mitte, in der sich die ursprüngliche Einheit des ontologischen
und erkenntnistheoretischen Moments vollzieht, ist die Sprache, wobei
diese
sowohl im weitesten Sinne von Struktur als auch im engeren Sinne bzw.
im
menschlichen Bereich aufgefaßt wird. (Vgl. 5.3.2 und 6.2)
13.
Sowohl die mathematisch-statistische als auch die semiotische Auslegung
des Informationsbegriffs gründen im erkenntnistheoretischen
Moment,
das sie aber isoliert betrachten und somit das ontologische Moment
preisgeben.
(Vgl. 5.2 und 6.2)
6.2.4
Thesen zum Informationswissenschaftlichen Informationsbegriff
14.
Im Begriff des Dokuments ist das ontologische Moment des
informationswissenschaftlichen
Informationsbegriffs ausgedrückt. Die einseitige Betrachtung
dieser
Bestimmung führt zu einer falschen Substantialisierung des
Informationsbegriffs
(Vgl. 5.2.3, 5.3.3 und 6.2)
15.
Die Versuche, den informationswissenschaftlichen Informationsbegriff zu
entsubstantialisieren und ihn lediglich im Hinblick auf
Bedeutungsgehalte,
pragmatische Wirkung (Reduktion von Ungewißheit,
Wissensänderung
usw.) zu bestimmen, stellen eine ebenso einseitige Betrachtung des
erkenntnistheoretischen
Moments dar. (Vgl. 5.2.3 und 6.2).
16.
Die usprüngliche Einheit des ontologischen und
erkenntnistheoretischen
Moments des Informationsbegriffs verlangt eine die Einheit beider
Momente
umfassende Bestimmung: Information ist das dokumentarische vorhandene
Wissen,
sofern dieses dem Benutzer zugänglich bzw. "nützlich"
gemacht
wird (Information als kommunizierbares Wissen). (Vgl. 6.2)
Abschließend
läßt sich nun sagen: die gesamte Bedeutungsentwicklung des
Informationsbegriffs
in ihrer Einheit und Vielfalt begriffen, belegt die These, daß
Information
als logische Kategorie aufzufassen ist. Diese logische
Bestimmung
des Informationsbegriffs ist aber wiederum keine "absolute", sondern
eine
im jeweiligen Wirklichkeitsbereich spezifisch auszulegende Bestimmung.
Nur ein
solcher formalisierter Informationsbegriff läßt sich auch
ohne
Schwierigkeiten auf unterschiedlichste Bereiche (physikalische,
biologische,
pädagogische, dokumentarische usw.) applizieren.
Die Frage
nach der Herkunft der Begriffe, die die philosophische Reflexion
hinsichtlich
zumal der Grundbegriffe der Wissenschaft stellt, erweist sich auch in
unserem
Fall als eine notwendige Voraussetzung zum kritischen Verständnis
dieser Begriffe." (S. 282-294)